Thinking-with. Relationale Experimente in Theater und Wissenschaft [ENTFÄLLT]

Donnerstag, 29.09.
13:30–15:00 Uhr

Kuratiertes Panel, Seminarzentrum Raum L115

Moderation: Jan Lazardzig

Diese Veranstaltung muss leider entfallen.

In Theater und Theaterwissenschaft ist das Einnehmen einer neutralen, kritischen Distanz zunehmend unter Verdacht geraten, diejenigen repressiven Machtdispositive fortzuschreiben, denen ihre Kritik galt. Angesichts dieser Verschiebung dessen, was Theorie und Praxis sein kann und sein sollte, plädiert dieses kuratierte Panel für ein Thinking-with und bezieht sich damit auf ein zeitgenössisches Denken von Relationalität, das die Subjektzentriertheit westlicher Theorie nicht nur problematisiert, sondern stattdessen ein Mitdenken mit und der (mehr-als-menschlichen) anderen fordert. Thinking-with ist verstrickt mit seinem zu Denkenden und dem ihm eingeschriebenen Gewaltgefüge, und es impliziert immer auch eine Reflexion der eigenen Situiertheit. In vier Positionen aus Theorie und Praxis wird in diesem Panel diskutiert, welche anderen Weisen des Beobachtens, Schreibens, Machens und Denkens über, von und mit Theater sich daraus entwickeln lassen.

Ruth Schmidt

Welten ist ein Verb

Es ist laut Isabelle Stengers die Aufgabe einer Wissenschaftlerin, Situationen zu schaffen, die es dem, was sie befragen, erlauben, die Fragestellungen zu hinterfragen. Ruth Schmidt diskutiert, wie für solche Szenen verstrickter Forschung die narrativen Strategien des Worldbuilding und des Worlding (Donna Haraway) als kollektive Praktiken zwischen Theater, Theorie und Lehre genutzt werden können.

Bernhard Siebert

Gerechter werden

Bernhard Siebert überlegt daran anschließend, wie die Lehre im Theater- und Performance-Bereich umgestaltet und neu konzipiert werden könnte, um den dringlichen Wünschen Anforderungen nach Zugänglichkeit, Diversität und Sicherheit „gerecht zu werden“ (Judith Butler). Dabei versucht er aus einer theoretischen Position gerade das Theatrale der Lehre und das Didaktische des Theaters zu skizzieren.

Eva Meyer-Keller

Living Matters

Eva Meyer-Keller arbeitet an der Schnittstelle zwischen Performance und Visual Art und entwickelt in ihren Arbeiten künstlerisch-wissenschaftliche Versuchsanordnungen, die Fragen von Relationalität verhandeln. In der Vorstellung ihrer Performance Living Matters (2019) geht sie auf dramaturgische Herausforderungen ein und zeigt, wie ein szenisches Denken in Relationen und Verantwortlichkeiten aussehen kann.

Julia Schade

Dramaturgien der Verschränkung

Im Anschluss an und in Dialog mit Eva Meyer-Kellers Performancearbeiten geht Julia Schade der Frage nach, wie darin szenisch-kritische Auseinandersetzungen mit dem Machtgefüge anthropozentrischer Schauanordnungen und ihrer Objektivierungsansprüche entwickelt werden und wie sich Dramaturgien der Verschränkung denken ließen, die relationale mehr-als-menschliche Gefüge mitdenken und erproben.

Eva Meyer-Keller, Künstlerin, Berlin, arbeitet an der Schnittstelle von Darstellender und Bildender Kunst. Zu ihren Arbeiten zählen u.a. die Performances DEATH IS CERTAIN (2002), PULLING STRINGS (2013), SOME SIGNIFICANCE (2017), LIVING MATTERS (2019), CERTAINLY UNCERTAIN (2021).

Julia Schade, Dr. des., Postdoc, Institut für Medienwissenschaft Bochum, Forschungsschwerpunkte: Ozeanisch(es) Denken in zeitgenössischer Kunst und Performance, Darstellungspraktiken zwischen Diaspora, Dekolonisierung und Relationalität, julia.schade-f2f@rub.de

Ruth Schmidt, wiss. Mitarbeiterin/Prädoc, Institut für Theaterwissenschaft Bochum/Szenische Forschung; Forschungssschwerpunkte: Arbeits-, Produktions- und Careverhältnisse, queerfeministische Schreib- und Wissenspraktiken, Räume des Digitalen, ruth.schmidt@rub.de

Bernhard Siebert, wissenschaftl. Mitarbeiter, Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der JLU Gießen, Forschungsschwerpunkte: Bühnenmaschinerie und Spielformate in zeitgenössischem Theater und Tanz, bernhard.siebert@theater.uni-giessen.de