History Matters. Theaterhistoriographische Perspektiven auf gesellschaftspolitische Debatten der Gegenwart

Freitag, 30.09.
13:30–15:00 Uhr

Kuratiertes Panel, Seminarzentrum Raum L115

Moderation: die Beteiligten


Die Gegenwart des 21. Jahrhunderts kennzeichnet sich durch eine Reihe von Aushandlungen und (Neu-)Justierungen gesellschaftlicher Vorstellungen und Zugehörigkeiten. Sie werden auch mittels Theater ausgetragen. Entgegen der Annahme, diese Gesellschaftspolitiken seien allein der Gegenwart verpflichtet und von ihr hervorgebracht, erforscht das kuratierte Panel die historischen Tiefendimensionen sozialer, politischer und kultureller Debatten aus theaterwissenschaftlicher Perspektive. Ausgehend von Theater als einer kulturelleren und künstlerischen Praxis diskutieren wir die Spuren, Brüche und Kontinuitäten dieser Debatten zwischen Geschichte und Gegenwart: Welche Modi der Transformation und Überlieferung offenbaren sich in theatralen Praktiken? (Wie) wird historisches Material in aktuellen politischen Kämpfen reflektiert? Und welche strukturellen Ähnlichkeiten, thematischen Kontinuitäten und theatralen Strategien prägen die gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozesse seit der Moderne?

Auf der Suche nach Verflechtungen von Theater und Gesellschaft, Geschichte und Gegenwart kuratiert das Panel vier Beispielstudien zu Fragen der feministischen, der jüdischen und der nationalstaatlichen Geschichte Europas zwischen dem 18. und 21. Jahrhundert. Thematisch perspektivieren sie alle Fragen der Teilhabe und Zugehörigkeit im und anhand von Theater. Gemeinsam ist ihnen zugleich die theaterhistoriographische Methode und das Plädoyer für einen historisch informierten Zugriff auf die Gegenwart. Erst eine solche Perspektive, so möchten wir nahelegen, vermag die transformatorischen Potentiale aktueller gesellschaftspolitischer Diskurse umfänglich zu entfalten.

Jana Dolecki: The Past that Keeps Coming Back. History and National Identity in Contemporary Croatian Theatre

Theresa Eisele: Radikale Vielfalt? Jüdische Theatralitätsdebatten der Moderne revisited

Jule Gorke/Lotte Schüßler: Freundinnenschaft von Gestern, Netzwerke für Morgen. Spuren feministischer Bewegungen im Theater der Gegenwart

Friederike Oberkrome: Verdrängte Autor(innen)schaft. Theaterautor*innen des modernen Dramas im Lichte aktueller Debatten

Jana Dolecki ist Theaterwissenschaftlerin, Forscherin, Kulturmanagerin und Leiterin des Wiener Chores "Hor 29. Novembar". Sie promovierte am Wiener Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft zur Inszenierung von Nationalismus im kroatischen Institutionellen Theater während der Kriege der 1990er Jahre, janadolecki@gmail.com

Theresa Eisele, wissenschaftliche Mitarbeiterin/Postdoc am Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft der Universität Wien, Forschungsschwerpunkte: Theatralität jüdischer Erfahrung, Theatergeschichte und -historiographie, theresa.eisele@univie.ac.at 

Jule Gorke, wissenschaftliche Mitarbeiterin/Praedoc am Sonderforschungsbereich 1171 „Affective Societies“ an der Freien Universität Berlin, Forschungsschwerpunkte: Feministische Ästhetiken des Gegenwartstheaters, Institutioneller Wandel der Freien Szene, j.gorke@fu-berlin.de

Friederike Oberkrome, wissenschaftliche Mitarbeiterin/Postdoc am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin, Forschungsschwerpunkte: Dokumentarische und intermediale Ästhetiken im Gegenwartstheater, Theater in der Migrationsgesellschaft, feministische Perspektiven auf die Theatergeschichte des 20. Jhdt, friederike.oberkrome@fu-berlin.de

Lotte Schüßler, wissenschaftliche Mitarbeiterin/Postdoc am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin, Forschungsschwerpunkte: Medien und Materialitäten der Geisteswissenschaften, Theater- und Mediengeschichte aus feministischer Perspektive, l.schuessler@fu-berlin.de