Migration Matters

Donnerstag, 29.09.
11:00–12:30 Uhr

Kuratiertes Panel, Hörsaal 1a

Moderation: die Beteiligten
Diese Veranstaltung wird auch gestreamt:
https://www.cedis.fu-berlin.de/services/medien/av-medien/livestream/gtw_1a

Die desaströsen Bilder von flüchtenden Menschen vor dem Krieg in der Ukraine rücken auf tragische Weise das Phänomen Migration einmal mehr in die Weltöffentlichkeit. Der russische Angriff auf die Ukraine entfachte bisher neben einer immensen internationalen Solidarität auch erneut Diskussionen um die Grenzen und die Sicherheit Europas. Was bei den Diskussionen um die “Festung Europas” häufig vergessen wird, ist, dass Europa selbst einst Ausgangspunkt massiver Auswanderung gewesen ist. Im 19. Jahrhundert verließen tausende von Europäer*innen die angeblich so sichere Festung aus ökonomischen Gründen, aufgrund politischer und religiöser Verfolgung oder als Siedler*innen im Zuge des erstarkenden Kolonialismus. Aber auch innerhalb Europas lassen sich vielfältige Migrationen verzeichnen. Dass eine große Anzahl der Migrant*innen damals Theaterschaffende waren, ist bis heute weitestgehend unerforscht.

In diesem kuratierten Panel will das ERC-Forschungsprojekt T-MIGRANTS, das europäische Theatermigrationsbewegungen und deren kultur-politischen, ästhetischen und institutionellen Einflüsse erforscht, einen Einblick in seine Arbeit geben. Es hebt nicht nur die Verwobenheit von Theater- und Migrationsgeschichte hervor, sondern verortet das Phänomen Theatermigration in einem breiteren geo-politischen Kontext hinsichtlich von Globalisierung, Industrialisierung, Imperialismus, Kolonialismus. Damit bietet es auch aktuellen Diskussionen und Diskursen zu Migration, europäischer Identität und Theater einen historischen Kontext.

Der Vortrag von Berenika Szymanski-Düll führt in das Projekt sowie seine Ziele ein und diskutiert in diesem Zusammenhang anhand von Case Studies den Begriff und das Themenspektrum von Mobilität / Migration im Theaterkontext. Lisa Skwirblies verortet in ihrem Beitrag das Phänomen der europäischen Theatermigration im Kontext der deutschen Kolonialgeschichte. Sie diskutiert die Rolle europäischer und afrikanischer Theatermigrant*innen im Spiegel imperialistischer Siedlungspolitik und zeigt auf, inwiefern Theaterpraktiken und - institutionen Diskurse um Migration und Staatsbürgerschaft hinsichtlich von Fragen um race beeinflussten. Jorit Hopp diskutiert in seinem Vortrag die Möglichkeiten der Netzwerkanalyse für die historische Forschung der Theatermigration.

Jorit Hopp, wissenschaftl. Mitarbeiter im ERC-Projekt "T-Migrants" am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München, Forschungsschwerpunkte: Digitale Methoden in der Theaterwissenschaft, Historische & soziale Netzwerkforschung, Theatergeschichte des 19. Jahrhunderts, J.Hopp@campus.lmu.de

Lisa Skwirblies (PhD), PostDoc im ERC-Projekt "T-Migrants" am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München sowie Vertretungsprofessorin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität von Amsterdam, Forschungsschwerpunkte: Theaterhistoriographie, Kolonial- und Migrationsgeschichte, postkoloniale, dekoloniale und intersektionale Theorie, l.skwirblies@lmu.del.s.skwirblies@uva.nl

Berenika Szymanski-Düll, Professorin für Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt transnationale Theatergeschichte am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München und PI des ERC-Projektes "T-Migrants", Forschungsschwerpunkte: Theaterhistoriographie, Migrationsgeschichte sowie Theater, Drama und Protestkultur in Polen, Berenika.Szymanski@lmu.de