Performance und Ökologie: Ästhetiken, Infrastrukturen, Methoden

Donnerstag, 29.09.
09:00–10:30 Uhr

Kuratiertes Panel, Hörsaal 2

Moderation: Adam Czirak
Diese Veranstaltung wird auch gestreamt:
https://www.cedis.fu-berlin.de/services/medien/av-medien/livestream/gtw_2

Unter den Matters of Urgency wird oft zuerst an die Klimakatastrophe gedacht, so allgegenwärtig sind die Nachrichten über eskalierende Waldbrände, Hitze- und Flutwellen, steigende Temperaturen- und Meeresspiegel sowie die immer breitere Zerstörung von Lebensräumen. Auch die Forderung, das gegenwärtige Verhalten auf radikale Weise zu verändern, wird immer dringlicher. Im Kontext des Theaters stellen sich Künstler*innen zunehmend der Herausforderung, die Klimakatastrophe in und mit ihren Arbeiten zu adressieren. Die Ebenen, auf denen dies geschieht, variieren dabei stark. Während Künstler*innen wie Mette Ingvartsen, Sarah Vanhee, Clement Layes oder Kris Verdonck sich den komplexen Handlungsgefügen menschlicher und nichtmenschlicher Akteur*innen zuwenden, die in Zeiten des Anthropozäns zunehmend an Bedeutung gewinnen, versuchen Arbeiten von Amanda Piña, Sergiu Matis oder Katie Mitchell die überwältigenden Dimensionen der stattfindenden Zerstörungen für das Publikum erfahrbar zu machen. Wieder andere Künstler*innen und Kunstinstitutionen begegnen den Anforderungen auf produktionstechnischer und betriebsökologischer Ebene: Sie verändern ihr Reiseverhalten, die Verwendung von Materialen, die baulichen Gegebenheiten, energetische Versorgung etc. Zwischen ästhetischen, diskursiven, infrastrukturellen und betrieblichen Antworten gibt es dabei unzählige (mögliche) Verbindungen, die Fluchtlinien für eine ökologische Transformation des Theaters öffnen.

In dem Panel wollen wir in drei Beiträgen den methodischen Konsequenzen nachgehen, die diese Auseinandersetzungen mit den ökologischen Krisen mit sich bringen. Die Diversität der Herangehensweisen zeigt, dass eine rein ästhetische Analyse der künstlerischen Arbeiten zu kurz greift und eng mit institutionellen Fragen sowie Modifikationen der Arbeitsweisen und -bedingungen verbunden werden muss. Welche neuen Methoden und Perspektiven ergeben sich aus dieser Verbindung von Ästhetik und Betrieb? Und auf welche Weise müssen diese Entwicklungen mit einer Veränderung des wissenschaftlichen Arbeitens selbst, seinen institutionellen Bedingungen und Infrastrukturen einhergehen?

Gerko Egert: Planetarisch Handeln. Performance als Infrastruktur

Maximilian Haas: Environmental Performance: Ästhetik, Diskurs, Betrieb

Martina Ruhsam: Performance und politische Ökologie

PD Dr. Gerko Egert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Forschungsschwerpunkte:  Philosophien und Politiken der Bewegung, menschliche und nicht-menschliche Choreographien, Tanz und Performance seit dem 20. Jh. sowie Vermittlung in den performativen Künsten, gerko.egert@mailbox.org, www.gerkoegert.com

Dr. Maximilian Haas ist Theaterwissenschaftler und Dramaturg und ab dem Sommersemester 2022 Gastprofessor für Theaterwissenschaft an der Universität der Künste Berlin.

Dr. Martina Ruhsam, wissenschaftl. Mitarbeiterin/Postdoc Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, Forschungsschwerpunkte: Choreographie und Performance, Dramaturgie, Ökologie, Neuer Materialismus, Gender Studies, Kollaboration, martina.ruhsam@theater.uni-giessen.de