Theaterarchitektur: Bau, Diskurs und performative Praxis

Samstag, 01.10.
10:00–11:30 Uhr

Kuratiertes Panel, Hörsaal 2

Moderation: Jan Lazardzig


Zahlreiche Theaterbauten werden im deutschsprachigen Raum derzeit als matter of urgency kontrovers diskutiert. Dabei stellt sich zum einen die Frage, wie mit dem sanierungsbedürftigen Theaterbauerbe in Bezug auf Funktionalität, Nachhaltigkeit und Denkmalschutz umzugehen ist.  Zum anderen steht – vermittels von Spielort und Architektur – die Frage nach der Relevanz von Theater für eine demokratische Gesellschaft im Raum. Trotz einer Virulenz raumtheoretischer Fragen, sind Fragen der gesellschaftlichen Funktion von Theaterarchitektur und Spielraumgestaltung – nicht zuletzt, da sie gewissermaßen im Zwischenbereich von architektur-, theater- und kunstwissenschaftlichen Expertisen anzusiedeln sind – innerhalb der Theaterwissenschaft in den letzten Dekaden kaum adressiert worden.

Mit einem kuratierten Panel oder Forum möchten wir dazu einladen, gemeinsam den Ort (im doppelten Sinne) von Theaterarchitektur zu diskutieren: Wie bestimmen historische Wissensbestände und ihre Ausdifferenzierung die wissensgeschichtliche Konstruktion von Theaterbau? Welche anderen Aufführungsarchitekturen kommen als Orte und Räume performativer Praxis und Theater in den Blick? Vier Impulsvorträge (ca. 12 Min.) adressieren diese Fragen und mit ihnen verbundene theoretische und methodische Herausforderungen anhand aktueller Beispiele und historischer Referenzpunkte.

(1) Ein erster Schwerpunkt widmet sich Medien der Dokumentation und Vermittlung von (Theater-)Architektur und verbindet die Untersuchung historischer Formen der Architekturfotografie mit immersiven Technologien wie Virtual- und Augmented-Reality.

(2) Ein zweiter Beitrag befragt im Bautyp Theater historisch festgeschriebene Standardisierungsprozesse von Theatertechnik und Raumanordnungen im Spannungsverhältnis zu sich verändernden Produktions- wie Spielformen und wirft angesichts der Aneignung von nicht allein für das Theater ausgewiesenen Räumen Fragen nach der Verschiebung von Standards auf.

(3) Ein dritter Beitrag beleuchtet anhand des Kulturbauerbes der DDR das Verhältnis zwischen der historischen Grundlegung von Theaterarchitekturen, den damit verbundenen Funktionen für je historische gesellschaftliche Konstellationen sowie Versuche zeitgenössischer Aneignung und deren Einbettung in die Transformation urbaner Konstellationen.

(4) Ein vierter Beitrag befragt die Rolle und Bedeutung von Sicherheitsdiskursen für die architektonische und technische Entwicklung von Theatern am Beispiel des 19. Jahrhunderts und beleuchtet, wie Sicherheitsdiskurse mit bspw. ästhetischen und ökonomischen Entwicklungen in Zusammenhang stehen.

Verena Elisabet Eitel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Architektur und Raum für die Aufführungskünste“, Hochschule für Musik und Theater Leipzig

Nadine Kesting Jiménez, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Architektur und Raum für die Aufführungskünste“, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Jochen Lamb, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Promotionsstipendiat der Studienstiftung, Dissertation zu Steuerungsvorgängen in der Bühnentechnik des 19. Jahrhunderts, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Franziska Ritter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Technische Universität Berlin. Leitung BKM-Projekt „Im/material Theatre Spaces“

Halvard Schommartz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Berliner Hochschule für Technik

Marie-Charlott Schube, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Freie Universität Berlin